Auch in Linz kommen wir später an als geplant. In diesem Punkt haben wir schon den richtigen Reisemodus erreicht: Zeit spielt für uns nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die österreichische Stadt an der Donau hat es aus ähnlichen Gründen wie Zeulenroda auf unsere Reise-Route geschafft: hier kennen ich liebe Menschen. Wir wohnen für zwei Nächte bei Edda und ihrem Sohn Robert in einem kleinen Vorort von Linz.
Edda war 1990 mit ihrer damaligen Kollegin Helga auf Weltreise und wir lernten uns in einem Backpacker-Hostel in Kalbarri an der australischen Westküste kennen.
Dadurch schlafen wir immer noch nicht in unserem Puschel. Edda meint: „Ihr habt doch noch genug Nächte in eurem Camper vor euch. Außerdem habe ich das Gästezimmer schon für euch hergerichtet.“ Recht hat sie.
Kennengelernt habe ich Edda vor 32 (!) Jahren als ich für 9 Monate durch Australien gereist bin. Wir haben uns seitdem nur ein einziges Mal wieder getroffen, auf einen Kaffee, als Edda meine Heimatstadt Hamburg besucht hat. Trotzdem fühlt es sich schon bei der Begrüßung so an, als wären wir all die Jahre in ständigem Kontakt gewesen. Und auch Petra und Edda finden sofort einen Draht zueinander. Lt. Edda liegt das an einem Backpacker-Gen, das uns Rucksackreisende weltweit verbindet.
Edda war 1990 mit ihrer damaligen Kollegin Helga auf Weltreise und wir lernten uns in einem Backpacker-Hostel in Kalbarri an der australischen Westküste kennen. Später trafen wir uns dann noch zwei Mal wieder. Unter anderem zu meinem 22. Geburtstag in Perth. Einer der Momente, der immer noch präsent ist, nicht zuletzt dank eines Fotos, dass wir damals in einem Club machten.
Am nächsten Tag machen wir uns zu dritt, Robert muss leider arbeiten, auf nach Linz und großartiger Weise stösst auch Helga zu uns, die dafür extra eine Verabredung mit ihrer Schwester abgesagt hat. Nach der Begrüßung ist es irgendwie wie damals und ich finde, die beiden haben sich fast nicht verändert.
Erste Sehenswürdigkeit auf unserem Tagesplan: der Pöstlingberg. Mit der gleichnamigen Bergbahn lassen wir uns entspannt nach oben gondeln, besichtigen die Wallfahrtsbasilika - Sieben Schmerzen Mariae und genießen den Ausblick auf die Linzer Altstadt und den Weitblick bis zum Traunstein.
Der Fahrt mit der Grottenbahn in die Märchenwelt verweigere ich mich und schlage stattdessen vor, nach einer gemütlichen Bergab-Wanderung ein schönes Altstadtcafé zu suchen. Gesagt, getan. Das Café bietet die berühmte Linzer Torte auch in einer veganen Variante an, was mich besonders freut, denn immerhin war es die Lieblingstorte meines Vaters. Sie schmeckt himmlisch.
Den Nachmittag verbringen wir in der gemütlichen Linzer Altstadt, entdecken schöne Hinterhöfe, bestaunen außergewöhnliche Architektur und verstecken uns immer mal wieder vor Kurzregen-Attacken. Später genießen wir vom Schlossplatz aus den Blick auf den Pöstlingberg und erleben damit den Ausgangspunkt unserer Tagestour genau von der gegenüberliegenden Seite.
Konditorei Jindrak
Hauptplatz 35
4020 Linz / Österreich
Tel.: +43 732 779 258 42
Zurück in Eddas Haus bitte ich die beiden, mit mir auf unser Wiedersehen anzustossen und bei der Gelegenheit das Foto von damals nachzustellen. Rein äusserlich sind die Jahre nicht ganz spurlos an uns vorüber gezogen, innerlich fühlt es sich aber fast so an wie früher.
Am Abend gehen wir in ein italienisches Restaurant an der Donau und verabschieden uns anschließend von Helga. Der Ausklang des schönen Tages findet im Dachzimmer von Eddas Haus statt. Robert, der ein toller Fotograf ist, präsentiert uns seine atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, die auf dem riesigen Flatscreen ihre volle Wirkung entfalten. Zu jedem seiner Motive kann er genau erzählen wo, wann und zu welcher Uhrzeit sie entstanden sind, denn für seine spektakulären Werke steht er gerne mal um 4:00 Uhr morgens auf, um den perfekten Moment eines Sonnenaufgangs einzufangen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück heißt es, Abschied zu nehmen. Gastfreundschaft, Wiedersehensfreude und Roberts Vortrag hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei uns.
Gegenseitig versprechen wir uns, nicht noch einmal über 30 Jahre bis zu unserem nächsten Treffen verstreichen zu lassen.
Wir rollen einerseits sehr glücklich und auch ein bisschen wehmütig vom Hof. Die Reise soll weitergehen: Slowenien wir kommen.