In Türkgözu an der türkisch-georgischen Grenze angekommen, schlängeln wir uns vorbei an den wartenden LKW direkt auf die Pole Position. Vor uns stehen beeindruckend große Grenzgebäude für einen recht kleinen Grenzübergang. In der App iOverlander hatten wir Informationen gefunden, dass der Übertritt hier gut möglich ist und versuchen einfach mal unser Glück.
Zunächst einmal aber stiftet unsere Einreise mit dem Personalausweis auf der türkischen Seite der Grenze Verwirrung. Der Grenzbeamte blättert durch unsere Pässe. Einmal vorwärts, einmal rückwärts. Kein Stempel. Irgendwann schaut er uns an und fragt: ID? Wir nicken und händigen ihm unsere Personalausweise aus. Er beratschlagt sich mit seinem Kollegen und beide schauen angestrengt auf den Computerbildschirm. Wir rätseln derweil, was dort wohl über uns zu lesen ist?
Nach einer Weile werden wir weiter geschickt in das nächste Büro. Dort werden die Fahrzeugpapiere noch einmal eigehend von einer Grenzbeamtin geprüft. Ob ihr gefällt, dass unser Camper auf mich, Petra, gemeldet ist oder einfach alle Daten stimmen, wissen wir nicht. Jedenfalls dürfen wir alsbald an die georgische Seite rollen.
Hier folgt das gleiche Spiel. Der Grenzbeamte blättert ratlos durch unsere Pässe. Dann steht er auf und verlässt sein Wärterhäuschen. Hinter uns stapeln sich bereits zwei weitere Einreisewillige. Wir schauen uns verdutzt an. Kurz darauf kommt er mit einer Kollegin zurück, die uns freundlich auf englisch fragt, warum wir mit dem Personalausweis in die Türkei eingereist seien. Wir zucken mit den Achseln und antworten wahrheitsgemäß: weil wir es können. Beide Grenzer nicken und drücken den ersehnten Stempel in den Pass.
Es geht weiter zum Zoll. Dort werden wir von einem gutgelaunten Zollbeamten empfangen, der sich deutlich mehr für unsere Reiseziele in Georgien interessiert, als für den Inhalt unseres Autos. Er drückt uns einen Zettel mit den Informationen für die obligatorische Kfz-Versicherung in die Hand, die jeder abschließen muss, der ein Fahrzeug ins Land einführt und weist auf die nahe gelegen Tankstelle. Wir nicken wieder und rollen weiter. 45 Minuten haben die Formalitäten alles in allem gedauert. Für umgerechnet 18 Euro erstehen wir eine Versicherung für 30 Tage. 15 Tage, 90 Tage oder ein Jahr sind weitere mögliche Pakete. Wir wissen nicht, was genau versichert ist, angesichts der halsbrecherischen Fahrweise der Georgier:innen ist sie aber sicher eine gute Investition.
Wir rollen glücklich ins Land, ist es doch eins unserer Herzensländer auf unserer Reise. Doch schon nach wenigen Metern Fahrt ist klar: Georgien ist anders. Kaputte Straßen, graue Häuser, zum Teil gut in Schuss, zum Teil marode, mal im Stil einer Datscha, mal als sozialistischer Plattenbau umgeben von üppigem Grün, Gemüsegärten und Weinreben. Immer weiter Weinreben. Dazwischen als Gegensatz nach dem Balkan: runde Babuschkas. Alles sieht aus, als wären wir in ein postsowjetisches Bühnenbild katapultiert worden.
50 Kilometer nach der Grenze halten wir in einem kleinen Ort an einem mehrstöckigen Supermarkt. Dort stehen nebeneinander vier Geldautomaten. Am zweiten bekommen wir den höchsten Betrag für die niedrigsten Gebühren und statten uns aus mit 500 georgischen Lari, umgerechnet 185 Euro.
Wir betreten den Supermarkt, der einem bis unter die Decke vollgestopften Kaufhaus gleicht. In jeder Ecke quasi eine Abteilung mit Verkaufstresen und drei bis vier Frauen dahinter. Vorne links Obst- und Gemüse, vorne rechts Elektrowaren, hinten links Lebensmittel und hinten rechts Kosmetikartikel. Wir sind auf der Suche nach einer Datenkarte. Die gibt es im ersten Stock - neben Spielsachen, Damenoberbekleidung, Kinderkleidern, Schuhen und, und, und. Über allem liegt der unnachahmliche Duft von Gummisohlen.
Wir entscheiden uns für eine SIM-Karten von MagtiCom. Nach unseren Recherchen der größte und beste Anbieter in Georgien. Unbegrenzte Datenkapazität für 30 Tage für umgerechnet nur 18 Euro. Wir schauen uns an. Schöne Grüße an die Digitalwüste Deutschland.
Drei Damen bemühen sich routiniert, die Datenkarte erst mit meinem Handy freizuschalten, um dann unseren Router zum Laufen zu bekommen. Das, so sieht man gleich, machen sie nicht zum ersten Mal. Wir bedanken uns hocherfreut. Ein Lächeln können wir den Dreien allerdings nicht entlocken.
Ausgestattet mit Bargeld, Datenkarte und etwas Gemüse machen wir uns auf den Weg nach Khertvisi (georgisch: Chertwissi) zur gleichnamigen Festung. An ihrem Fuß ist ein kleiner Parkplatz, der unser heutiges Nachtlager sein wird.
50 Kilometer nach der Grenze halten wir in einem kleinen Ort an einem mehrstöckigen Supermarkt. Dort stehen nebeneinander vier Geldautomaten. Am zweiten bekommen wir den höchsten Betrag für die niedrigsten Gebühren und statten uns aus mit 500 georgischen Lari, umgerechnet 185 Euro.
Wir betreten den Supermarkt, der einem bis unter die Decke vollgestopften Kaufhaus gleicht. In jeder Ecke quasi eine Abteilung mit Verkaufstresen und drei bis vier Frauen dahinter. Vorne links Obst- und Gemüse, vorne rechts Elektrowaren, hinten links Lebensmittel und hinten rechts Kosmetikartikel. Wir sind auf der Suche nach einer Datenkarte. Die gibt es im ersten Stock - neben Spielsachen, Damenoberbekleidung, Kinderkleidern, Schuhen und, und, und. Über allem liegt der unnachahmliche Duft von Gummisohlen.
Wir entscheiden uns für eine SIM-Karten von MagtiCom. Nach unseren Recherchen der größte und beste Anbieter in Georgien. Unbegrenzte Datenkapazität für 30 Tage für umgerechnet nur 18 Euro. Wir schauen uns an. Schöne Grüße an die Digitalwüste Deutschland.
Drei Damen bemühen sich routiniert, die Datenkarte erst mit meinem Handy freizuschalten, um dann unseren Router zum Laufen zu bekommen. Das, so sieht man gleich, machen sie nicht zum ersten Mal. Wir bedanken uns hocherfreut. Ein Lächeln können wir den Dreien allerdings nicht entlocken.
Ausgestattet mit Bargeld, Datenkarte und etwas Gemüse machen wir uns auf den Weg nach Khertvisi (georgisch: Chertwissi) zur gleichnamigen Festung. An ihrem Fuß ist ein kleiner Parkplatz, der unser heutiges Nachtlager wird.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir machen uns auf zur Burg.
Sie liegt strategisch günstig an einem Zweig der alten Seidenstraße. Das genaue Datum ihrer Gründung ist nicht bekannt, vermutlich 2. Jahrhundert v. Christus. Die Festung wurde viele Male zerstört: der Legende nach einmal von Alexander dem Großen, dann im 13. Jahrhundert von den Mongolen. Im 16. Jahrhundert eroberten die Türken Südgeorgien. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erkämpften sich georgische und russische Truppen die georgischen Gebiete zurück und Khertvisi wurde zu einem Militärstützpunkt. So wurde sie eine der ältesten und am besten erhaltenen Festungen Georgiens.
Wir verlassen Khertvisi bei Sonnenschein und machen uns auf den Weg Richtung Goderzi-Pass, um nach Batumi ans Schwarze Meer zu gelangen. Eine halbe Stunde später entgehen wir nur knapp einem heftigen Gewitter mit extremem Hagel, der die Fahrbahn fast komplett bedeckt. Wir sind sehr froh, dass die haselnussgroßen Hagelkörner nicht unsere Solarpanele auf dem Dach traktiert haben. Unseren Plan über den Goderzi-Pass zu fahren, müssen wir allerdings verwerfen. Er ist gesperrt.
Statt Batumi steuern wir nun das nördlicher gelegene Ureki an. Aber auch unsere Ausweichstrecke ist wetterbedingt eine Herausforderung für unseren Kastenwagen. Der Regen hat die Schlaglöcher mit Wasser gefüllt, was die Georgier:innen nicht davon abhält, weiter in hohem Tempo halsbrecherische Überholmanöver zu fahren. Wir allerdings schleichen Richtung Küste.
Unterwegs fällt uns die extreme Polizeipräsenz auf. Und während wir uns immer wieder über die vielen Kontrollen am Straßenrand wundern, taucht in unserem Rückspiegel Blaulicht auf. Wir fahren rechts ran, um den Polizeiwagen vorbei zu lassen, da realisieren wir, dass er uns meint. Wir wissen nicht, was wir verkehrt gemacht haben sollen, händigen aber natürlich Fahrzeugpapiere und Führerschein aus und machen auch den erbetenen Alkoholtest - in Georgien gilt 0 Promille im Straßenverkehr.
Der georgische Polizist spricht leider kein englisch. Anhand seiner Handbewegungen vermuten wir, dass er uns zur Last legt, bei der Einfahrt in den Kreisverkehr nicht geblinkt zu haben. Wir erhalten aus einer Art Kartenlesegerät einen langen Strafzettel. Der Polizist teilt uns mit, dass wir ihn an der Borderbank bezahlen können. Kostenpunkt umgerechnet 17 Euro. Was und wo die Borderbank ist, wissen wir nicht. Mit Hilfe von Google-Translate reimen wir uns zusammen, dass wir 30 Tage Zeit haben für die Bezahlung und beschließen, uns erst wieder bei der Ausreise an der Grenze um die Begleichung zu kümmern. Ab sofort blinken wir bei jeder erdenklichen Gelegenheit ausgiebig.
Nach zwei Tagen setzen wir unsere Reise fort Richtung Zugdidi (georgisch: Sugdidi). Wir wollen uns den Palast der Fürstenfamilie Dadiani ansehen, die bereits im 13. Jahrhundert als mächtigste Herrscherfamilie Westgeorgiens galt. Vom einstigen Reichtum zeugt der Palast aus dem 19. Jahrhundert nur noch spärlich. Vermutlich fehlende finanzielle Mittel führen dazu, dass dies Stück georgischer Geschichte langsam verfällt. Der Palast ist genauso in die Jahre gekommen, wie fast alles, woran wir so vorbeifahren.
In Sugdidi genießen wir im Restaurant „Diaroni“ das erste Mal die georgische Küche. Phkali, eine Art Paste oder Aufstrich aus Gemüse und Walnüssen, pur auf Brot und als Füllung in Auberginescheiben und Paprikaschoten. Als Hauptgang gibt es Khinkali, Teigtaschen gefüllt mit Kräutern und Pilzen (georgisch: Chinkali) und Chashushuli - ein würziges Gulasch, in unserem Fall aus Gemüse. Einfach köstlich. Die Georgiens Küche ist im Vergleich zu den Ländern, die wir zuvor bereist haben, ausgesprochen fein, vielfältig und bietet viele vegane Optionen. Sie überzeugt uns sofort.
Satt und zufrieden laufen wir zurück zu unserem Nachtlager, einem Parkplatz im Zentrum der Stadt.
Am nächsten Morgen entdecken wir nicht weit von dort entfernt noch die Tamtini Bakery.
Ein wunderbar kreativ gestalteter Ort mit leckeren Torten und köstlichem Kaffee.
Dort ziehen wir Resümee über unsere erste Woche.
So richtig erschließt sich uns Georgien noch nicht.
Die Natur ist sagenhaft schön. Grün, bergig und paradiesisch üppig. Malerisch mit Flüssen und Seen dazwischen. Die Gebäude sind mehrheitlich in schlechtem bis sehr schlechtem Zustand. Aber anders als auf dem Balkan haben wir nicht das Gefühl, dass an ihnen ausgebessert oder gebaut wird. Die Straßen weisen zum Teil erhebliche Mängel auf, es gibt aber auch Strecken, da sind sie ausgesprochen gut. Und das nicht nur, wenn man in der Ebene oder in touristischen Regionen wie dem Schwarzen Meer unterwegs ist. Auch hoch oben in den Bergen gibt es abschnittweise sehr gute Straßen. Auto fahren die Georgier aggressiv mit Hupen und Schneiden. Und das, obwohl wir immer wieder lesen, Zeit habe in Georgien keine Bedeutung. Wie geht das zusammen?
Und die Menschen, nun ja, die Menschen hier sind nicht unfreundlich, aber wirklich willkommen fühlen wir uns nicht. Es liegt auch kein angeregtes Gewusel in der Luft, wie in Albanien oder der Türkei, eher eine gewisse Lethargie. Selten werden wir angelächelt. Selbst dann nicht, wenn wir auf georgisch grüßen oder uns bedanken.
Und dann gibt es sie natürlich doch, die kleinen Begegnungen am Obststand, wo wir während unseres Einkaufs auf die Frage, wo wir herkommen noch einen Apfel geschenkt bekommen. Oder an der Tankstelle, wenn wir den fröhlichen Tankwart mit unserem Adapter-Set für den Gastank beeindrucken können.
Ohne vorschnell zu einem Fazit zu kommen, beschließen wir, erst einmal die nächste Woche abzuwarten.