Wir haben über die Region Ratscha gelesen, dass sie idyllisch und vom Tourismus noch recht unberührt sein soll. Das wollen wir uns anschauen. Und so schlängeln wir uns durch üppiges Grün vorbei an kleinen Häusern mit den typischen reichhaltigen Obst- und Gemüsegärten und mit Weinreben umwachsenen Veranden.
Unser erstes Ziel ist die Kathedrale in Nikorzminda. Man sagt, die Menschen in Ratscha wären sehr geduldig und sorgfältig und daher gute Handwerker. Und tatsächlich ist die Kirche ein echtes Schmuckstück mit feinen Verzierungen und Steinmetzarbeiten an der Außenfassade. Sie ist aus dem 1. Jahrtausend nach Christus. Als wir ankommen, sind wir alleine auf dem Kirchenareal. Wir schlüpfen in das Gebäude und erfreuen uns an den kunstvollen Fresken im Inneren aus dem 16./17. Jahrhundert. Uns wundert es nicht, dass sie als eine der schönsten Kirchen Georgiens gilt.
Von Nikorzminda aus geht es in die Berge. Die Landschaft wird etwas karger ist aber immer noch sehr grün.
Uns zieht es nach Oni, das Zentrum der Region Ratscha. Oni wurde Anfang der 90er Jahre von einem schweren Erdbeben der Stärke sieben getroffen, das die Stadt und weiter Teile der Region zerstörte. Wir hoffen trotzdem eines der für diese Region typischen Häuser mit Holzbalkon zu finden. Leider ist unsere Ausbeute nicht allzu groß.
Und auch die örtliche Synagoge bleibt uns leider verschlossen, obwohl die Mitarbeiterinnen in der Touristeninformation ausgiebig nach dem Schlüssel telefonieren.
Am nächsten Tag besuchen wir das Stadtmuseum, wo wir eine private Führung erhalten. Neben Werken lokaler Künstler befinden sich hier regionale Haushaltsgegenstände, Musikinstrumente, alte Holzornamente, typische Kleidung und historische Portraits. In dem kleine Museum bekommt man ein gutes Bild vom Leben in dieser Region.
Wir fahren zurück in die Ebene - ins Herz von Georgien. Nur 20 Kilometer von Tbilisi entfernt liegt Mzcheta, die alte Hauptstadt des georgischen Königreiches Iberien. Für uns ein total spannender Ort, denn die Stadt lag als Drehscheibe zwischen dem Kaspischen Meer, Armenien und Persien an einem Abzweig der Seidenstrasse Richtung Norden. Auf der georgischen Heerstraße wurden die Waren aus dem Nahen und Fernen Osten von und nach Russland transportiert. Zudem liegt die Stadt am Zusammenfluss von Kura und Aragwi, was ebenfalls nicht unwesentlich zum Reichtum der Stadt beigetragen hat. Heute beherbergt sie zwei UNESCO-Welterebe.
Über Nacht stehen wir auf einem öffentlichen Parkplatz vor der Altstadt und lauschen dem Bellen der frei laufenden Hunde. Wer braucht schon Schlaf im Urlaub…
So gelangen wir recht früh morgens zur ersten Welterbestätte: der Swetizchoweli Kathedrale in der Altstadt. Sie ist an der Stelle erbaut, an der im 4. Jahrhundert nach Christus die erste georgische Kirche stand. Lange war sie die Begräbnisstätte der georgischen Könige. Vom Mongolenherrscher Timur zerstört, wurde sie im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut. Die Kirche ist aus gelbem Sandstein und ihre Fassade zeigt schöne Reliefs von Pfauen, Stieren und Vögeln. Von den ursprünglichen Fresken im Inneren sind nur noch wenige erhalten, da diese 1830 anlässlich des Besuches des Zaren Nikolaus des I. übertüncht wurden.
Nach einem Rundgang über den Kirchhof schlendern wir noch ein wenig durch die Altstadt, die sich langsam mit Touristen füllt.
Für uns genau der richtige Zeitpunkt, um weiterzufahren. Hoch auf den Hügel zum zweiten Welterbe: dem Dschwari Kloster, auch als Jari Kloster bekannt. Es gehört zu den ersten Kreuzkuppelkirchen Georgiens und wurde zwischen 580 und 600 erbaut. Der Name wird mit Kreuzkloster übersetzt. Von hier aus hat man einen herrlicher Blick über die Stadt.
Für uns soll es weiter gehen auf der georgischen Heerstraße, einem nördlichen Abzweige der Seidenstraße.
Aber erst einmal machen wir einen Zwischenstopp am Schinwali Stausee. Hier, hoch oben über dem See liegt die Ananuri Wehrkirche aus dem 16./17.Jahrhundert.
Wir machen es uns an ihrem Fuß auf einem Schotterplatz zusammen mit ein paar anderen Campern gemütlich für die Nacht - mit Blick auf den See.
Am nächsten Morgen geht es auf der alten georgischen Heerstraße Richtung russische Grenze. Hier im großen Kaukasus-Gebirge haben wir das Gefühl in einer Märklin-Landschaft unterwegs zu sein. Es fehlen nur die Schienen.
Am höchsten Punkt des Passes auf 2.300 Metern liegt das Denkmal zur 200jährigen georgische-russischen Freundschaft Bei starkem Wind und kühlen 11 Grad hatten wir hier nicht nur Spaß, sondern auch einen sensationellen Ausblick.
Wir fahren auf der georgischen Heerstraße noch ein bisschen weiter Richtung Norden nach Stepanzminda, immer wieder überwältigt von der atemberaubenden Bergkulisse. Aus dem Tal geht es für unseren Puschel auf einer Serpentinenstraße sehr steil und mühsam auf 2.170 Metern. Man sieht das Gergeti Kloster schon von Weitem. Zminda Sameba, wie die Georgier es nennen - die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit - liegt am Fuß des 5.054 Meter hohen, schneebedeckten Kasbek. Es besteht aus einer Kuppelkirche und einem Glockenturm aus dem 14./15. Jahrhundert. Das Klostergebäude wurde spektakulär darunter in den senkrechten Hang gebaut. Der Name Gergeti stammt von dem nahegelegenen Dorf Gergeti. Die Bewohner des Dorfes hatten früher die Unterhaltspflicht für das Kloster. Vielleicht gibt es das Dorf deshalb nicht mehr? Das Geregeti-Kloster ist unsere letzte Kirche für diese Woche.
Wir verbringen unsere Nacht hier unterhalb des Kasbek. Für uns soll es morgen weiter gehen nach Tbilisi.