Wir sind auf dem Weg nach Thessaloniki. Doch bevor wir die zweitgrößte Stadt Griechenlands besuchen, machen wir einen Abstecher nach Edessa, was so viel bedeutet, wie die Stadt auf dem Wasser. Diesen Namen verdankt sie der Tatsache, dass mitten in der Stadt Wasserfälle entspringen, der die früher sicherlich kleiner Stadt so erscheinen ließ, als säße sie auf dem Wasser.
Die heutige Struktur der Wasserfälle ist durch ein Erdbeben im 14. Jahrhundert entstanden. Insgesamt gibt es zwölf Stück, vier davon sind im Zentrum von Edessa relativ leicht zugänglich. Der als „Karanos“ bekannte Hauptfall ist 70 Meter hoch und soll der längste Wasserfall des Balkans sein. Es regnet bereits den ganzen morgen, aber wir möchten die Fälle sehen und beschließen, uns die Laune nicht verderben zu lassen. Also rein in die Regenkleidung und raus zum Wasserfall. Belohnt werden wir mit tosenden Wassermassen, die in einer sattgrünen Umgebung in die tiefe rauschenden. Ein schöner Anblick.
Von Edessa aus machen wir noch einen kleinen Schlenker über Pella, denn dieser Ort hat einen berühmten Bürger hervorgebracht. Pella ist der Geburtsort von Alexander dem Großen. Die Stadt wurde im 4. und 5. Jahrhundert vor Christus von dessen Vater angelegt und war einst die Hauptstadt des antiken makedonischen Reiches.
Sehenswert finden wir die Gesamtstruktur der großen Stadtanlage und die gut erhaltenen Bodenmosaike in einigen Wohnhäusern, deren Szenen aus kleinen Flusskieseln gelegt sind. Diese Kunstwerke können es locker mit jedem Teppich aufnehmen.
Außerdem kann man die Strukturen des Marktplatzes (Agora) erkunden sowie Teile der Stadtmauer. Pella besitzt auch ein gut erhaltenes und ausgebautes Badehaus. Das besondere an diesem Bad ist das unterirdische Leitungssystem aus Tonrohren, die das Bad sowohl beheizten, als auch mit Dampf versorgten. Die Überreste sind so gut restauriert, dass wir uns das rege Treiben hier in der Antike gut vorstellen können. Und gleichzeitig ist alles recht naturbelassen, und wir können uns frei über das Areal bewegen.
Über das nahe gelegene Archäologische Museum hatte ich gelesen, dass es auch für Museums-Muffel ein Muss ist. Es ist am Standort des alten Königspalastes errichtet und zeigt phänomenale Funde aus den Gräbern und dem Ort Pella. Die Ausstellungsstücke sind ausgesuchte Kunstschätze und gleichzeitig ist die Ausstellungsfläche nicht so groß, dass man überfrachtet wird. Wir finden: Ausgrabungsstätte und Museum sind auf jeden Fall ein Besuch wert. Der Eintritt für Museum und Ausgrabungsstätte kostet 16 Euro. Geöffnet haben beide Orte montags und mittwochs bis sonntags von 8 bis 20 Uhr; dienstags von 12-20 Uhr.
Für uns geht es weiter nach Thessaloniki. Wir parken im Zentrum auf dem Messeparkplatz und besichtigen den nahe gelegenen Galeriusbogen und die Rotunde. Beides frühe byzantinische Bauwerke, etwa 300 nach Christus errichtet vom Römischen Kaiser Galerius. Die schmuckvollen Mosaike im Inneren der Rotunde, die im Wechsel der türkischen und griechischen Machthaber mal als Kirche, mal als Moschee genutzt wurde, kann man für 6 Euro besichtigen.
Wir bummeln weiter. Thessaloniki ist auffallend jung und bunt und wir empfinden die Stadt als sehr entspannt. Auf unserer Liste steht das Geburtshaus von Mustafa Kemal Atatürk, dem Begründer der Türkischen Republik. Es ist Teil der türkischen Botschaft, so dass wir mit dem Sicherheitscheck und der Besichtigung auch offiziell türkisches Territorium betreten. Die Besichtigung ist übrigens kostenfrei. Neben der News, dass Atatürk in Thessaloniki geboren wurde, erfährt man im Inneren an den zahlreichen Schautafeln viele Details über sein Aufwachsen, seine Ausbildung und sein Wirken als Staatsoberhaupt.
Nach so viel Kultur machen wir erst einmal einen Kaffeestopp, bevor wir weiter laufen zur Hagios Demetrios oder auch Demetriosbasilika. Auch sie ist Teil des UNESCO-Welterbes der frühchristlichen und byzantinischen Bauten in Thessaloniki. Hier lernen wir, dass sie dem heiligen Demetrios von Thessaloniki gewidmet ist, einem der wichtigsten Heiligen der griechisch-orthodoxen Kirche. Dementsprechend prunkvoll ist sie ausgestattet. Noch besser gefällt uns allerdings ihr Äußeres mit den alten Backsteinen und den hellen Fugen.
Über kleine Seitenstraße schlängeln wir uns an die Wasserkante von Thessaloniki und laufen ein gutes Stück die Promenade entlang, bis wir zur letzten Station unseres Stadtrundganges kommen: dem weißen Turm. Er ist im 15. bzw 16. Jahrhundert erbaut und diente der Stadtbefestigung von der Seeseite aus sowie als Gefängnis. Heute ist hier ein Museum für byzantinische Kultur untergebracht.
Für uns endet für heute die Stadtbesichtigung. Das Heptapyrgion, die Burg im Nordosten von Thessaloniki und die sie umgebende Altstadt heben wir uns auf für unseren nächsten Besuch.
Für uns geht es nun weiter, Richtung türkische Grenze.