Wir haben in Thessaloniki an unserem Stellplatz Reise-Tipps von einer Griechin erhalten. Genau genommen haben wir jetzt etwa 40 WhatsApp-Nachrichten mit griechischen Links, die uns in einer Rundtour über die ersten beiden Finger von Chalkidiki führen und weiter nach Thrakien. Wir entscheiden uns, ein paar weitere Tage in Griechenland einzuschieben und so geht es doch nicht direkt zur türkischen Grenze.
Wir machen uns auf den Weg zum ersten Finger von Chalkidiki. Unser Ziel ist der Strand, denn die Sonne scheint und die haben wir lange vermisst. Angekommen am Poseidi Beach, machen wir einen Spaziergang. Mit uns sind dort noch ein paar sonnenhungrige Spaziergänger:innen unterwegs. Am Abend leert sich der Strand, und wir beschließen über Nacht hier stehen zu bleiben.
Am nächsten Morgen starten wir früh, bleiben aber gleich im nächsten Ort bei der Dorfbäckerei hängen. Wir frühstücken dort und beobachten das morgendliche treiben. Ein paar Camper fahren an uns vorbei, ansonsten sind wir hier die einzigen Touristen.
Es geht ins Hinterland. Unser Ziel ist das Bergdorf Parthenonas. Der Ort besteht aus restaurierten nordgriechischen Häusern, die sich aber unterscheiden von denen, die wir im Nordwesten in Papigo gesehen haben. In Parthenonas sind die Häuser aus Felssteinen gebaut und teilweise verputzt und fröhlich bunt gestrichen.
Der Ort litt zwischen den 1920er und 1970er Jahren stark unter Abwanderung und war zuletzt komplett verwaist. Erst danach kamen einige findige Griechen zurück und renovierten die Häuser. Heute ist Parthenonas eine Touristenattraktion, die aber, zumindest zu unserem Besuch, nicht überlaufen ist.
Für uns geht es weiter, genau, zum Strand. Diesmal steuern wir am zweiten Strand Koufo an.
Dort aber empfangen uns lauter Camping-verboten-Schilder. Also kehren wir um und fahren eine Bucht zurück. Dort hatten wir von der höher gelegenen Straße bereits einige Wohnmobile an einem Strand gesehen. Wir übernachten am Ema Beach, dessen Zugang allerdings gerade umzäunt wird und für größere Camper bald nicht mehr zugänglich ist.
Wir freuen uns über unseren Schlafplatz mit Meerblick und lassen den Tag ausklingen.
Unsere nächste Etappe führt uns wieder ins Hinterland von Chalkidiki. Diesmal in das Bergdorf Arnea.
Auch Arnea ist bekannt für seine malerischen alten Häuser, die denen in Parthenonas ähneln.
Wir streifen durch den Ort und finden an vielen der Häuser Tafeln, die ihre Baujahre, Architekten und Geschichte erläutern.
Zurück am Van treffen wir auf Panagiotis. Er hatte unseren Kastenwagen vor seinem Haus entdeckt und freut sich, mal wieder deutsch zu sprechen. 20 Jahre hat er mit seiner Familie in Köln gelebt, bevor sie in die Heimat zurückgekehrt sind. Wir plaudern ein bißchen und steigen dann in unser Auto um uns aufzumachen. Richtig, zum Strand.
In Nea Iraklitsa, einem kleinen Küstenort, finden wir einen Parkplatz an der Promenadenstraße und beschließen, hier einfach stehen zu bleiben. Manchmal zahlt es sich aus, wenn man aussieht wie ein einfacher weißer Lieferwagen mit ein paar mehr Fenstern.
Unser Ziel für den nächsten Tag liegt bereits in der Region Thrakien.
Wir rollen am frühen Morgen in Kavala ein und stellen fest, dass die im 7. Jh. vor Christus gegründete Stadt mit ihren 70.000 Einwohnern ganz schön groß ist. Wir suchen uns in der Stadt einen Parkplatz in einer Nebenstraße und laufen los. Zunächst einmal zum Aquädukt.
Das Bauwerk ist beeindruckend mit seinen 270 Meter Länge und 25 Metern Höhe. Mit ihm wurde die recht trockene Halbinsel Panagia, auf der Kavalas Altstadt liegt, mit Wasser versorgt. Angelegt wurde es einst von den Römern. Die Form, die man heute sieht, ist osmanisch und wird etwa auf das 16. Jh. datiert. Wir staunen noch eine Weile und präparieren uns dann für den Aufstieg zur Burg, der Akropolis.
Der Anstieg ist steil, aber wie so oft, werden wir mit einem schönen Blick auf die Hafenstadt belohnt. Die Sonne scheint und das Meer glitzert. Wunderbar.
In der Akropolis vereinen sich römische, byzantinische und osmanische Baustile, wie wir auf den Schautafeln erfahren. Sie wurde im 15. Jh. errichtet und diente der Verteidigung der Via Egnatia, einer antiken Handelsverbindung von der Adriaküste mit dem Bosporus. Das finden wir als Reisende der Seidenstraße natürlich besonders spannend. Wir schlendern noch ein wenig durch die verwinkelten Gassen, bevor wir wieder in unseren Kastenwagen steigen.
In Kavala gibt es übrigens auch ein ehemaliges Imaret anzuschauen. Ein soziales Gebäude aus osmanischer Zeit. Oftmals mit Einrichtungen wie einer Koranschule, einem Markt und einer Armenspeisung. In Kavala ist in diesem Gebäude heute ein Luxushotel, das Führungen anbietet. Uns ist es spontan leider nicht gelungen, am selben Tag an einer Führung teilzunehmen. Wir hätten aber am folgenden Tag eine Führung auf englisch machen können. Diejenigen, die hieran Interesse haben, sollten etwas Zeit einplanen.
Es geht zurück an den Strand. Diesmal finden wir einen Platz zwischen ein paar Strandbars in Makri. Hier herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Die Strandbars sind noch geschlossen und werden gerade hergerichtet. Unser Kastenwagen wird freundlich geduldet und für uns geht es ins Meer. Nach drei Wochen in Griechenland. Endlich.
Unsere letzte Station in Thrakien und auch in Griechenland ist der Marine Nationalpark im Evros Delta. Wir fahren in das Informationszentrum in Loutros, wo es eine kleine Ausstellung gibt und wir eine Karte erhalten.
Für den größten Teil des Naturschutzgebietes benötigt man eine Genehmigung, aber wir können unseren Van an einer markierten Stelle parken und eine Dreiviertelstunde bis zur ersten Aussichtsplattform laufen. Rechts und links erstrecken sich die Lagunen mit Schilf, Brack- und Meerwasser. Ein wenig mutet es an, wie in Dänemark.
Für Vogelkundler ist der Marinepark der IT-Place im Südosteuropa. Für uns ein schöner Spaziergang auf dem wir Schildkröten, Reiher, Störche, Gänse und Schlangen sehen.
Ein schöner Abschluss für unseren Aufenthalt in Griechenland. Uns zieht es nun wirklich weiter in die Türkei.