Wir verlassen Istanbul über die zweite Bosporus-Brücke, denn durch den Avrasia Tunnel passen nur Vans bis 2,70 m. Das ist uns zu eng.
Unser Ziel ist die etwa zwei Stunden entfernte Stadt Bursa. Dort bekommen wir Seidenstraßen-Feelings, als wir die alte Koza Han (wörtlich: Herberge des Seidenkokons) besuchen. Eine alte Karawanserei in der - na klar - Seide gehandelt wurde. Heute gibt es im Innehof mehrere Teestuben und immer noch jede Menge Seidenprodukte in den unzähligen Läden zu kaufen.
Aber Bursa hat noch mehr zu bieten. Und so laufen wir weiter zur Irgandi-Brücke.
Sie ist ein von weltweit acht Brücken, die auf ihren Rücken mehreren kleinen Geschäften Platz bieten. Sie erinnert ein wenig an die Ponte Vecchio in Florenz. Wer Bursa besucht, sollte einmal über die 1442 erbaute Brücke gelaufen sein.
Bevor wir uns vor den Toren von Bursa einen Platz für die Nacht suchen, machen wir Halt in Cumalikizik.
Das Dorf ist im 14. Jahrhundert mit der Gründung des osmanischen Reiches entstanden und bietet bis heute ein geschlossenes architektonisches Bild. Das wiederum macht es zum Teil des UNESCO Welterbe.
Die Häuser des gut erhaltenen Dorfes sind aus Holz, Lehm und Feldsteinen. In der Regel sind sie dreistöckig. In den Straßenmitte findet man die typischen mittelalterlichen Abläufe für Wasser und Abfall.
Der Name Cumalikizik leitet sich davon ab, dass die Menschen hier freitags zum Gebet zusammen kamen (cuma = türkisch für Freitag). Uns hat das Dorf gut gefallen, weil es recht ursprünglich und nicht überlaufen war.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Aksaray zur nahe gelegenen Sultanhani. Sie ist eine der am besten erhaltenen Karawansereien der Türkei und für unsere Reise entlang der Seidenstrasse natürlich ein Muss. Die Ornamente der 1229 erbauten Herberge sind einfach umwerfend. Wir können hier förmlich die Händler aus aller Welt hören und die Karawanen mit ihren Kamelen sehen, die kommen und gehen.
Und weil es so schön ist, fahren wir noch mal weiter zur Karawanserei Agzikarahan, die leider nur von außen zu besichtigen ist.
Die Entfernung von 60 Kilometern zur Sultanhani entsprach zu Zeiten der alten Seidenstraße einer Tagesreise für die Karawane.
An der Landstraße entdecken wir schließlich eine dritte Herberge für Kamele und Händler, Alay Han. Auch sie ist leider verschlossen.
In der Nähe zu unserer Reiseroute liegt Kappadokien. Wir nehmen es spontan in unsere Routenplanung auf und fahren eine Schleife über Tatlarin, eine von sechs Städten im Untergrund.
Hier haben die Menschen ganze Städte in den Fels gebaut mit Küchen, Kellern, Lebensmittellagern Kirchen und sogar Toiletten, was eine Seltenheit ist, da nur wenige unterirdische Städte mit Toiletten versehen waren.
Verbunden sind die Räume durch schmale und steil hinab führende Gänge. Auch ist Tatlarin im Vergleich zu den anderen unterirdischen Städten in Kappadokien recht groß gebaut. Die ganze Anlage ist kostenfrei zu besichtigen.
Wir sind froh wieder am Tageslicht zu sein und fahren weiter in das ebenfalls kostenfreie Freilichtmuseum (Açik Saray) nach Gülsehir.
Die Anlage von etwa einen Quadratkilometer und acht Höhlenkomplexen bestehend aus Kirchen- und Wohnräumen. Sie wird auf das 11. oder 13. Jahrhundert datiert und wurde somit schon zur Zeit der Hethiter bewohnt.
Hier ist gut zu sehen, dass sich auf Grund der Witterung der weiche Sandstein immer wieder verändert und dabei lustige Formationen annimmt. In Gülsheir zum Beispiel kann man pilzförmige Steine bewundern. Außerdem werden durch die Erosionen bis heute immer wieder unentdeckte Höhlen und Kirchen sichtbar.
Faszinierend, zu sehen, mit welchen Details schon vor hunderten von Jahren die Bewohner ihre Behausungen gestaltet haben.
Auf dem Weg nach Göreme, wo wir für ein paar Nächte frei stehen wollen, kommen wir an Uchsiar vorbei. Gebannt von dem etwa 60 Meter hohen „Burgfelsen“ machen wir Halt und bestaunen auf einer kleinen Wanderung die unwirklichen Felsenhöhlen.
Es handelt sich nicht um eine Burg im klassischen Sinne, sondern um einen mit Gängen und Räumen durchzogenen Felsen. Früher einmal sollen hier bis zu 1.000 Menschen gelebt und durchaus auch Schutz gesucht haben.
In Uchisar ist die Struktur der Tuffsteinfelsen noch einmal anders als in Gülsehir. Die als Feenkamine bezeichneten Felsen sind kegelförmig und mit kleinen Wohnnischen durchzogen, in denen heute zum Teil Ferienwohnungen Einzug gehalten haben.
Und das hat uns an Kappadokien besonders gut gefallen, dass es zwar eine Tuffsteinregion ist, in der die Natur wunderbare Landschaften schafft, die aber an jedem Ort doch ein bißchen anders aussieht.
Vor uns liegen jetzt ein paar Fahrtage, denn wir wollen entlang der alten Route der Seidenstraße an den östlichen Rand der Türkei. Vorher machen wir aber noch Stopp bei einer sehr alten Kultur.