Der Countdown läuft, noch eine Woche bis zum Start unserer Reise entlang der Seidenstraße. Vor uns liegt nicht nur eine Strecke von tausenden Kilometern, sondern auch ein Berg an Aufgaben, die bis zum 30. März 2023 abzuarbeiten sind: persönliche Sachen sortieren, Klamotten die hierbleiben aussortieren, Geschirr verpacken, das nicht „vermietet“ wird, Ausweise kopieren, Haus putzen, wichtige Ordner zu Petras Mutter bringen, … und nebenbei immer wieder Ladungen an Klamotten, Lebensmittel, Medikamenten, Werkzeug, Foto- und Filmequipment in den Kastenwagen schleppen und verstauen.
Das Datum für unsere Abfahrt ist fix, da unsere deutschen Krankenversicherungen ab 1. April 2023 (kein Witz!) nicht mehr für unsere Gesundheit zuständig sind, d.h. unser erster Grenzübertritt muss spätestens am 31. März um 23:59 Uhr erfolgt sein.
Nebenbei machen wir in der letzten Woche noch unsere Jobs, ich absolviere zwei Fotoshootings, baue eine Website, schreibe Texte und poste für andere Leute auf Social Media. Volles Programm, das am Ende zu leeren Akkus bei uns führt. Um es vorweg zu nehmen: wir haben die finale Vorbereitung komplett unterschätzt. Für die „große“ Planungsphase unseres Trips haben wir uns über eineinhalb Jahre Zeit genommen, was auch notwendig war. Ein Beispiel: es geht eben nicht nur darum, eine Krankenversicherung zu buchen, die weltweit gilt, sondern, überhaupt erstmal zu recherchieren, ob es so etwas überhaupt gibt. Dann darum, die Anbieter zu vergleichen nach dem Motto „Wer bietet mehr?“ Die meisten der angebotenen Versicherungen gelten jedoch nicht in den Ländern, für die die Bundesrepublik eine Reisewarnung ausspricht. Damit fallen diese für uns gleich raus – also die Versicherungen, nicht die Länder versteht sich.
Zurück zu den letzten Metern: wie gesagt, wir haben all das unterschätzt, was vor der Abfahrt noch zu erledigen war. Die größte Herausforderung dabei: unser Haus für unsere Untermieter fit zu machen. Immerhin vermieten wir für ein Jahr an eine 4-köpfige Familie aus Argentinien, die am Tag unserer Abreise noch nicht angereist sein wird. Neben putzen sowie aus- und umräumen galt es also in vielen Erklär-Videos die Eigenarten unseres fast 85-jährigen Hauses zu dokumentieren und dazu einige Herausforderungen wie das deutsche Mülltrennungsprinzips zu erklären.
Die Vorstellung, dass die Vorfreude sich immer weiter steigert, je näher der Tag der Abfahrt rückt, können wir eindeutig somit als widerlegt bezeichnen. Im Gegenteil: die Stimmungskurve tendiert stark nach unten.
Immerhin: Abschiedsessen mit Freunden und die letzten gemütlichen Abende mit unseren Kindern sorgen jeweils für kurzfristige positive Ausschläge.
Am Ende regelt sich schließlich alles und wir können mit nur 2-stündiger Verspätung vom Hof rollen. Unsere erste Etappe führt uns ins thüringische Zeulenroda.
Dort lebt Marion, eine meiner Lieblingskundinnen, die ich 2016 auf ihrer eigenen Hochzeit kennengelernt habe. Die Hochzeitsgesellschaft bestand damals lediglich aus drei Personen: Marion, ihr (damals noch zukünftiger) Ehemann und mir – als ihrem Hochzeitsfotograf. Seitdem verbindet uns so etwas wie eine Freundschaft und ich begleite die Familie immer mal wieder bei Familienfeiern als Hausfotograf. Marion betreibt am Zeulenrodaer Meer mit ihrem Mann das Natur Retreat MANOAH – Häuser am See. Eine kleine Wohlfühloase mit exklusiven Unterkünften. Als sie hörte, dass unsere Route entlang der A9 führt, lud sie uns spontan dazu ein, die erste Nacht unserer langen Reise, in den Federn des Hauses ‚Eiche‘ zu verbringen. Endlich, es geht los: Zeulenroda, wir kommen!